Hausarztzentrum in Eiterfeld startet, erschienen in der Hersfelder Zeitung

Eröffnet im Februar: Das Hausarztzentrum an der Bahnhofstraße 1 in Eiterfeld.

Eiterfeld. Neue Wege geht die Marktgemeinde Eiterfeld, um die hausärztliche Versorgung auch in Zukunft zu sichern. Zwei der vier Arztsitze werden ab Anfang Februar zu einem Hausarztzentrum zusammengefasst. Dort werden die Mediziner Martin Kiel als Leiter, Monika Gille und Martin Heimeroth gemeinsam arbeiten.

Martin Heimeroth schließt seine eigene Praxis zum Jahresende und wird nun mit geringerer Stundenzahl weiterarbeiten.

Das besondere am Eiterfelder Modell: Die Gemeinde gibt eine Anschubfinanzierung für das neue Hausarztzentrum, das gerade in der Bahnhofstraße 1 umgebaut wird, von bis zu 70 000 Euro als Darlehen und trägt während der ersten drei Jahre die Monatskaltmiete in Höhe von 1928 Euro.

 Zudem ist vertraglich gesichert, dass die beiden Arztsitze an die Gemeinde fallen, falls sich kein Nachfolger findet, der das Zentrum übernehmen will. Die Gemeinde könnte dort dann ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) einrichten.

Schlaflose Näche

„Die Vorstellung, dass eine Gemeinde wie Eiterfeld mit mehr als 7000 Einwohnern ohne Hausarzt dasteht, hat mir schlaflose Nächte bereitet“, sagt Bürgermeister Hermann-Josef Scheich. Deshalb hat er schon vor Jahren die Initiative ergriffen, Ideen gesucht und Gespräche geführt, um die ärztliche Versorgung für Eiterfeld zu sichern

Ohne ärztliche Versorgung wird Eiterfeld „ein totes Dorf“ werden, befürchten Dr. Martin Kiel und Bürgermeister Hermann-Josef Scheich. Denn am Hausarzt vor Ort hängen nicht nur die medizinische Versorgung der Menschen, sondern auch Lebensqualität, Arbeitsplätze und eine ganze Menge Infrastruktur wie Apotheke, Therapieangebote oder das Seniorenheim.

Als sich abzeichnete, dass zwei der vier Eiterfelder Ärzte ins Rentenalter kommen, ohne Nachfolger für ihre Praxen gefunden zu haben, sei die Gemeinde aktiv geworden und habe schon 2009 erste Gespräche mit den Ärzten geführt, berichtet Bürgermeister Scheich. Er ist sehr erleichtert, gemeinsam mit den Medizinern Kiel und Heimeroth eine Lösung gefunden zu haben.

Finanzielle Rückendeckung

„Ich würde so etwas im Rentenalter ja nie machen, wenn es kein schlüssiges Konzept gäbe“, sagt Dr. Martin Kiel. Er ist 65 Jahre alt und wollte sich eigentlich aus dem Berufsleben zurückziehen. Doch die Aufgabe, das neue Zentrum aufzubauen, mit tatkräftiger Unterstützung seines Kollegen Martin Heimeroth und der Internistin Monika Gille, die zuletzt als Oberärztin in einer Klinik tätig war, reizt ihn. Die finanzielle Rückendeckung durch die Gemeinde hat die Entscheidung erleichtert.

Mit ihrem Hausarztzentrum wollen die drei Mediziner ein Angebot schaffen, das auch junge Ärzte anspricht. Zwei Drittel der Absolventen der Medizinischen Hochschulen seien Frauen, sagt Dr. Kiel. Und die wollten, ebenso wie zunehmend auch junge Männer, die Möglichkeit, Beruf und Familie miteinander zu verbinden. Mit einer Einzelpraxis sei das schwierig, als Angestellte in einem Hausarztzentrum aber möglich.

„Wir konnten nur so arbeiten, wie wir gearbeitet haben, weil unsere Frauen uns den Rücken freigehalten haben“, sagen Kiel und Heimeroth. Dieses Familienmodell greife aber nicht mehr.

Angebot für junge Ärzte

„Wir wollten etwas schaffen, um Kollegen, die gerne auf dem Land arbeiten aber eine Praxis nicht alleine führen wollen, Gelegenheit dazu geben“, betont Heimeroth. Die Ausbildung könnte Martin Kiel anbieten.

Ihr Hausarztzentrum verstehen die Mediziner nicht als geschlossene Gesellschaft. Die Arzeller Ärzte könnten gerne mit einsteigen, wenn sie wollten. Das Zentrum soll eine hochmoderne Praxis mit vier Arztzimmern, drei Akuträumen und ansprechendem Ambiente werden, versichern Kiel und Heimeroth.

Die Gemeinde beteiligt sich finanziell und übernimmt 50 Prozent der Investitionskosten als Darlehen sowie die Kaltmiete. Vor allem aber, und darauf ist Bürgermeister Scheich richtig stolz, wurde vertraglich geregelt, dass die Arztsitze an die Gemeinde gebunden sind und von der Kassenärztlichen Vereinigung nicht einfach an benachbarte Städte gegeben werden könnten. „Wir müssen nicht hilflos dastehen und gucken, wie die Ärzte davonziehen“, sagt Scheich, der sich jedoch mehr gezielte Hilfe für den ländlichen Raum von Seiten des Landes wünscht.

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