Gemeinde schafft Medizin: In Eiterfeld soll ein Ärztezentrum entstehen, erschienen in der Hersfelder Zeitung

,,Eiterfeld. Die hausärztliche Versorgung auf dem flachen Land ist vielerorts noch in Ordnung. Doch es gibt bereits Kommunen, in denen es Schwierigkeiten gibt.

In Ronshausen werben in einer Image-Broschüre Gemeinde und Hausarzt zusammen für die Praxis des Arztes, die spätestens zum April 2019 übergeben werden soll. In Cornberg gibt es seit Dezember 2016 keinen Hausarzt mehr. Und auch in Breitenbach am Herzberg liegt die medizinische Versorgung seit längerer Zeit brach. Der Blick auf die demografische Entwicklung verspricht keine Linderung. Vielerorts wird daher über neue Modelle nachgedacht.

In der Marktgemeinde Eiterfeld haben die Gemeindevertreter in ihrer Sitzung am vergangenen Donnerstagabend einstimmig den Weg für ein Ärztezentrum geebnet, um die beiden bestehenden Arztsitze im Kernort Eiterfeld halten zu können.

Grund: Die beiden derzeitigen Eiterfelder Hausärzte werden in diesem Jahr 65 Jahre alt und haben ihr Berufsleben fast hinter sich. Einer dieser beiden niedergelassenen Eiterfelder Ärzte schließt daher seine Praxis zum 31. Dezember. Der andere, Dr. Martin Kiel, „übernimmt“ dessen Arztsitz, damit er nicht an die Kassenärztliche Vereinigung zurückfällt und damit für Eiterfeld komplett verloren gehen könnte. Dr. Kiel macht selbst für mindestens drei Jahre im neu zu schaffenden Ärztezentrum weiter. Er will diese Zeit nutzen, um neue Ärzte nach Eiterfeld zu locken.

 

Bis zu vier Mediziner könnten nach den Worten von Hermann-Josef Scheich in diesem neuen Ärztehaus mitarbeiten und sich die beiden Vollzeitstellen teilen. Denn aktuell seien immer mehr Frauen unter den Ärzten, die keine volle Stelle, geschweige denn eine komplette Praxis alleine führen wollen. „Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist da oft ein Faktor“, erklärt der Bürgermeister.

Immobilie anmieten

Nach dem Beschluss der Gemeindevertretung darf der Gemeindevorstand nun die in einer Privatimmobilie an der Bahnhofstraße angedachten Praxisräume ab dem 1. Januar 2018 für monatlich 1928 Euro anmieten. Die Dauer des Kalt-Mietvertrags ist zunächst auf 13 Jahre befristet.

Die Praxisräume werden ab dem 1. Januar 2018 für die Dauer von drei Jahren an Dr. Martin Kiel untervermietet. Außerdem gewährt die Marktgemeinde dem Arzt für die Mitfinanzierung der medizinischen Praxiseinrichtung ein Darlehen in Höhe von 70 000 Euro. Sollte Dr. Kiel die Praxis auf Grundlage des Vertrags mit der Gemeinde veräußern wollen, so besitzt die Kommune ein vertraglich gesichertes Vorkaufsrecht.

Dieses Vorkaufsrecht würde aber nur greifen, wenn in den kommenden drei Jahren kein geeigneter medizinischer Nachfolger für das Ärztezentrum gefunden werden würde. Dann könnte die Marktgemeinde als Trägerin eines medizinischen Versorgungszentrums in Form einer GmbH einsteigen.

Bürgermeister Scheich geht jedoch von einem Gelingen des Projekts Ärztezentrum aus. „Neben Dr. Kiel wird zum 2. Januar bereits eine zweite Ärztin mit in dem neuen Ärztezentrum vertreten sein. Ich bin guter Dinge, dass alles gut anlaufen und komplett in Medizinerhand bleiben wird.“ (rey)”

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